Inmitten der Koloniestadt: Grabung SchĂŒrmatt
Im Vorfeld einer grossen Ăberbauung in Kaiseraugst fĂŒhrt die KantonsarchĂ€ologie eine Rettungsgrabung durch. Das Bauareal in der «SchĂŒrmatt» liegt inmitten der Unterstadt der römischen Koloniestadt Augusta Raurica und der Vorstadt des spĂ€tantiken Kastells Kaiseraugst.
In der «SchĂŒrmatt» sind Anfang Mai 2024 die Bagger aufgefahren. Eine rund 2000 Quadratmeter grosse FlĂ€che ist fĂŒr die archĂ€ologische Rettungsgrabung abhumusiert worden. In den folgenden Monaten dokumentiert ein Grabungsteam der KantonsarchĂ€ologie die archĂ€ologischen Strukturen und sichert die Funde. An dieser Stelle werden dereinst drei MehrfamilienhĂ€user mit Tiefgarage und Unterkellerung gebaut, wodurch die archĂ€ologischen Hinterlassenschaften endgĂŒltig zerstört werden.
Fast ungestörte Schichten
Der Bauperimeter liegt ausserhalb des alten Dorfkerns von Kaiseraugst und tangiert die Unterstadt der römischen Koloniestadt Augusta Raurica und nachmalige Vorstadt des spĂ€tantiken Kastells. Da die betroffenen Parzellen seit der Antike unbebaut und lediglich landwirtschaftlich genutzt worden sind, ist davon auszugehen, dass die archĂ€ologischen Hinterlassenschaften hier weitestgehend ungestört sind. Auf den Nachbarparzellen fanden in den Jahren 2002 und 2003 Ausgrabungen statt, bei denen zahlreiche Baubefunde der römischen Nordwestunterstadt dokumentiert wurden. Besonders zu erwĂ€hnen sind dabei zwei sehr gut erhaltene römische Steinkeller. Viele spĂ€trömische Funde und Befunde legen zudem eine Besiedlung im Kontext der spĂ€tantiken Kastellvorstadt nahe. Eher ĂŒberraschend war der Nachweis von Gruben aus der Bronzezeit, die eine Besiedlung bereits in dieser Zeit belegen.
Bei der archĂ€ologischen Begleitung von Werkleitungsarbeiten im Jahr 2018 konnte im Strassenbereich die römische sogenannte Ărztestrasse mit der anstossenden mittelkaiserzeitlichen Bebauung dokumentiert werden. In der Folge hat die KantonsarchĂ€ologie schon 2019 zwei der drei Bauparzellen mit geophysikalischen Methoden â Geoelektrik und Geomagnetik â untersucht. Diese nicht invasiven Methoden ermöglichen einen Einblick ins Erdreich ohne Bodeneingriff. SpĂ€ter erfolgten in den Jahren 2021 und 2023 auf beiden Parzellen Sondierungen. Sie zeigten, dass zwar bereits in der Antike BodenabtrĂ€ge die archĂ€ologischen Schichten beeintrĂ€chtigten, jedoch die Befunderhaltung im Allgemeinen sehr gut ist und sich insbesondere eingetiefte Befunde wie Keller und Gruben sehr gut erhalten haben. So ist im ganzen Bauperimeter mit archĂ€ologischen Schichten von einem Meter MĂ€chtigkeit zu rechnen.
Mehrmonatige Rettungsgrabung
Durch das Bauvorhaben werden die archĂ€ologischen Strukturen grossflĂ€chig zerstört, weshalb die KantonsarchĂ€ologie gemĂ€ss gesetzlichem Auftrag mit einer Rettungsgrabung die Befunde wissenschaftlich untersucht, dokumentiert und die Funde sichert. Die Ausgrabung dauert von Mai 2024 mit einer dreiwöchigen Winterpause bis voraussichtlich Ende MĂ€rz 2025. Im Anschluss daran erfolgt die wissenschaftliche Nachbereitung bis Ende Juni 2025. Der Baubeginn ist fĂŒr SpĂ€tsommer 2025 vorgesehen. WĂ€hrend der Ausgrabungen werden die Resultate mit FĂŒhrungen und Online-Berichterstattung zeitnah der interessierten Ăffentlichkeit zugĂ€nglich gemacht.
Einmaliger Bodeneinblick
Durch das vorliegende Bauprojekt werden drei der letzten grossen unbebauten Parzellen in Kaiseraugst ĂŒberbaut. Die geplanten archĂ€ologischen Untersuchungen ermöglichen grossflĂ€chige Einblicke in einen Bereich, in dem bisher erst wenige Rettungsgrabungen stattfanden. Aus wissenschaftlicher Sicht erweitert diese Grabung auf den letzten noch unbebauten FlĂ€chen des antiken Kaiseraugst die Kenntnisse zur Entstehung und Entwicklung der Unterstadt von Augusta Raurica und der Vorstadt des castrum Rauracense in markanter Art und Weise. Damit bleibt Kaiseraugst national und auch international einer der am besten erforschten und damit wichtigsten PlĂ€tze der römischen ArchĂ€ologie.
Im Herzen des Kastells: Grabung Dorfstrasse 39
Ab Mai 2022 wird anstelle der durch einen Brand zerstörten Liegenschaft an der Dorfstrasse 39 in Kaiseraugst ein Mehrfamilienhaus erbaut. Das Bauvorhaben sieht auch eine Erweiterung des bestehenden Kellers vor. Deshalb untersucht ein Team der KantonsarchĂ€ologie Aargau vorgĂ€ngig die archĂ€ologischen Ăberreste.
Durch die Bodeneingriffe werden sÀmtliche archÀologische Hinterlassenschaften zerstört. Um die archÀologischen Befunde zu dokumentieren und das Fundmaterial zu bergen, untersucht ein Team der KantonsarchÀologie von Anfang Februar bis Ende April 2022 dieses Areal im historischen Dorfkern von Kaiseraugst.
Das Castrum Rauracense
Das um 300 n.Chr. erbaute Castrum Rauracense in Kaiseraugst gehört zu den wichtigsten archĂ€ologischen FundplĂ€tzen der Schweiz und ist international als Ausgrabungs- und Forschungsplatz bekannt. Der geplante Neubau eines Mehrfamilienhauses an der Dorfstrasse 39 tangiert eine FlĂ€che, die im Zentrum des Kastells, im Kreuzungsbereich zweier römischer Strassen liegt. Bei den Grabungen fĂŒr die mittlerweile abgerissene Liegenschaft Dorfstrasse 39 konnten im Jahr 1939 mehrere römische Mauern ausgegraben werden. Es ist deshalb auch im von der neuen Unterkellerung betroffenen Bereich mit römischen Befunden der frĂŒhen und mittleren Kaiserzeit sowie der SpĂ€tantike zu rechnen.
Was wir erwarten
Wir erwarten hier Strukturen wie Mauern, Heizungsanlagen, Gruben und GrĂ€ben. Daneben werden wir Keramik, Tierknochen, MĂŒnzen und weitere Metallobjekte wie Werkzeuge, Waffen oder NĂ€gel finden. Diese Funde liefern uns u. a. Hinweise ĂŒber die Funktion der GebĂ€ude und sie helfen uns dabei, die vorliegenden Befunde zu datieren. Die Funde werden bereits auf der Grabung registriert und dann in den Depots der Römerstadt Augusta Raurica restauriert und fachgerecht eingelagert.
Was herauszufinden ist
Der Bauperimeter liegt inmitten des historischen Dorfkerns von Kaiseraugst und im Herzen des spĂ€tantiken Castrum Rauracense. Zu erwarten sind GebĂ€ude und Raumeinheiten der Innenbebauung des Kastells. Auch ist davon auszugehen, dass sich darunter noch Siedlungsbefunde der frĂŒhen und mittleren Kaiserzeit erhalten haben. Wir erhoffen uns von dieser Grabung im Zentrum des Kastells neue AufschlĂŒsse zur Innenbebauung. Standen hier einst Kasernen fĂŒr die Soldaten? Auch möchten wir anhand der Funde mehr ĂŒber den Alltag und die Lebensweise der Kastellbesatzung herausfinden.
Grabung "Sonne"
Ab FrĂŒhling 2021 werden in Kaiseraugst der ehemalige Gasthof zur Sonne sowie die Liegenschaft Allmendgasse 4 zu Wohnungen mit gemeinsamer Einstellhalle umgebaut. Vorab untersucht ein Team der KantonsarchĂ€ologie Aargau die archĂ€ologischen Ăberreste.
Durch die Bodeneingriffe und Umbaumassnahmen werden sÀmtliche archÀologische Hinterlassenschaften zerstört. Um die archÀologischen Befunde zu dokumentieren und das Fundmaterial zu bergen, untersucht ein Team der KantonsarchÀologie von September bis Mitte Dezember 2020 dieses Areal im Osten von Kaiseraugst.
WehrgrÀben ums Castrum Rauracense
In der SpĂ€tantike befand sich hier das Castrum Rauracense, das zu Beginn des 4. Jahrhunderts zur Sicherung des RheinĂŒbergangs an dieser Stelle erbaut worden war. Diese Festung war auf den Landseiten jeweils von zwei WehrgĂ€ben umgeben. Einem Ă€lteren spĂ€trömischen und einem jĂŒngeren Graben, der womöglich bereits frĂŒhmittelalterlich datiert.
In den VerfĂŒllungen der GrĂ€ben finden wir Keramik, Tierknochen, MĂŒnzen und Metallobjekte wie Werkzeug, Waffen oder NĂ€gel. Diese Funde liefern uns u. a. Hinweise ĂŒber die LebensumstĂ€nde der einstigen Besatzung des Kastells und sie helfen uns dabei, die vorliegenden Befunde zu datieren. Die Funde werden bereits auf der Grabung registriert und dann in den Depots der Römerstadt Augusta Raurica fachgerecht eingelagert.
Was herauszufinden ist
Die Untersuchungen sollen klĂ€ren, wann die GrĂ€ben ausgehoben worden sind und zu welchem Zeitpunkt man sie wieder aufgegeben und verfĂŒllt hat. Auch wollen wir herausfinden, wie das Grabenvorfeld ausgestaltet war. Befanden sich dort noch zusĂ€tzliche AnnĂ€herungshindernisse etwa in Form von PfĂ€hlen?
Ein besonderes Augenmerk gilt der Nutzung des Areals im Mittelalter und der frĂŒhen Neuzeit. Man weiss dank Urkunden und dem archĂ€ologischen Befund, dass hier im 17. und 18. Jahrhundert VorgĂ€ngerbauten des Bolingerhauses sowie des Gasthofs zur Sonne auf den TrĂŒmmern der Kastellmauer erbaut worden sind. Finden sich etwa noch Ăberreste dieser Bauten? Und vielleicht klĂ€rt sich die Frage, was hier vor dem Bau dieser beiden GebĂ€ude passierte.
Grabung Kastellstrasse
Ein Team der KantonsarchÀologie Aargau untersucht ein Areal östlich der Kastellstrasse in Kaiseraugst. Bereits in der Antike existierte hier eine Strasse, entlang derer sogenannte StreifenhÀuser - die ReiheneinfamilienhÀuser der Antike - standen.
StreifenhÀuser sind langrechteckige GebÀude, deren Schmalseiten jeweils auf eine Strasse ausgerichtet sind. In diesen multifunktionalen GebÀuden hat man gearbeitet und gewohnt. Hinter den HÀusern schliessen die dazugehörigen Hinterhöfe an, in denen wir Latrinen, SchÀchte und handwerkliche Installationen erwarten.
Die römischen Hinterlassenschaften Dokumentieren
An dieser Stelle entstehen ab SpĂ€tsommer 2020 drei ReiheneinfamilienhĂ€user mit Unterkellerung. Dabei werden sĂ€mtliche römische Hinterlassenschaften zerstört. Deshalb fĂŒhrt die KantonsarchĂ€ologie im Bauperimeter erneut vorgĂ€ngig eine Ausgrabung durch und dokumentiert die römischen Ăberreste.
Gezielte Fragen beantworten
Wir wollen wissen, wann die HĂ€user gebaut und umgebaut wurden. Wer darin wohnte und welches Handwerk hier ausgeĂŒbt worden ist. Aufgrund von Altgrabungen ist bekannt, dass unter diesen Bauten auch noch die Reste Ă€lterer VorgĂ€ngerbauten liegen. Wir wollen also auch in Erfahrung bringen, wann diese Ă€lteste Bebauung entstanden ist. Stammt sie aus der GrĂŒndungszeit von Augusta Raurica oder ist sie jĂŒnger?
EindrĂŒckliche Ăberreste der StreifenhĂ€user
Bereits 1968 und zuletzt 2015 konnten hier die eindrĂŒcklichen Reste solcher HĂ€user ausgegraben werden. Dabei waren die Mauern der Steinkeller z. T. noch hochaufragend erhalten.
Grabung Turm beim römischen Kastell
Bei Werkleitungssanierungen kamen ein bisher unbekannter Turm und Mauern des Castrum Rauracense zum Vorschein. Dank der guten Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft und der Gemeinde Kaiseraugst konnte eine alternative LeitungsfĂŒhrung realisiert werden. Dadurch bleiben die archĂ€ologischen Hinterlassenschaften erhalten.
Seit dem termingerechten Abschluss der Ausgrabung beim Bolingerhaus in Kaiseraugst Ende April 2019 begleitet ein Team der KantonsarchÀologie Aargau noch Werkleitungsarbeiten im nÀheren Umfeld. Dabei stiess man im Mai 2019 auf bisher unbekannte Reste der Kastellmauer sowie das Fundament eines Turmes des Castrum Rauracense. Der Turm war einst Bestandteil des Osttores der Befestigungsanlage aus der SpÀtantike.
Gute Zusammenarbeit ermöglicht Schutz
Dank der guten und engen Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft und der Gemeinde Kaiseraugst konnte eine alternative LeitungsfĂŒhrung seitlich der Mauer entlang und ĂŒber die Turmfundamente hinweg realisiert werden, ohne dass dadurch die archĂ€ologischen Hinterlassenschaften beeintrĂ€chtigt werden. So bleibt das einzigartige Kulturerbe in Kaiseraugst unversehrt erhalten.
Grabung SchĂŒrmatt
Ăberraschung im Leitungsgraben
Bei Werkleitungssanierungen kommen in Kaiseraugst Skelette zum Vorschein. Sie stammen aus dem 4. Jahrhundert nach Christus. Damals gab man den Verstorbenen nur wenige Beigaben mit ins Grab.
Ende Januar 2018 kamen bei Werkleitungssanierungen sieben spÀtrömische KörpergrÀber zum Vorschein. Das Ausgrabungsteam der KantonsarchÀologie in Kaiseraugst hat sie freigelegt und dokumentiert.
Die GrÀber gehören zum bereits seit lÀngerer Zeit bekannten spÀtantiken GrÀberfeld Kaiseraugst-Höll westlich des Castrum Rauracense. Unbekannt waren jedoch Grösse und Ausdehnung dieses Bestattungsplatzes. Die neu entdeckten Bestattungen zeigen nun, dass dieser antike Friedhof viel grösser war, als bisher angenommen.
Die GrÀber waren mit einer Ausnahme sehr schlicht. Man bestattete die Verstorbenen in einfachen Gruben ohne erkennbare Hinweise auf SÀrge oder Àhnliches. Dank der guten Erhaltung der Knochen können die Anthropologinnen und Anthropologen aber noch Aussagen zum Alter, Geschlecht oder zu möglichen Krankheiten der Verstorbenen machen. DNA- und Strontiumisotopen-Analysen versprechen weitere Erkenntnisse zum Leben und Sterben dieser Menschen, etwa wovon sie sich ernÀhrten oder wie sie miteinander verwandt waren.
Eine Bestattung war in Form einer Ziegelkiste angelegt. Diese bestand aus römischen Dachziegeln, die â vergleichbar mit einem Sarg â zu einer Kiste zusammengesetzt worden waren. Darin wurde dann die verstorbene Person beigesetzt. GemĂ€ss einer ersten anthropologischen Vorbestimmung wurde hier eine Ă€ltere Person von ĂŒber 40 Jahren bestattet.
Wie fĂŒr spĂ€tantike GrĂ€ber typisch, wurden den Toten gar keine oder nur wenige Beigaben mit ins Grab gegeben. So fand sich in einem Grab ein tordierter Bronzearmring, den die Verstorbene noch am Arm trug. Es dĂŒrfte sich um ein persönliches SchmuckstĂŒck handeln. Als weitere Beigabe lag direkt neben dem SchĂ€del eine MĂŒnze. MĂŒnzen als Grabbeigaben werden als sogenannte Charons-Pfennige gedeutet â also ein Wegzoll fĂŒr den FĂ€hrmann, der die Verstorbenen auf ihrer Reise in die Unterwelt ĂŒber den Fluss schiffte.
GrÀber des 4. Jahrhunderts
Aufgrund der Lage, der Bestattungssitte und der MĂŒnze können die GrĂ€ber ins 4. Jahrhundert n. Chr. datiert werden. Die MĂŒnze, eine PrĂ€gung von Konstantin dem Grossen, liefert einen sogenannten terminus post 330/331 n. Chr. Das heisst, die Bestattung muss nach dieser Zeit angelegt worden sein. Die GrĂ€ber gehören somit zum Castrum Rauracense. Die Lage dieses Bestattungsplatzes ausserhalb der Mauern des Kastells ist fĂŒr die römische Zeit typisch, mussten doch die Toten damals ausserhalb der Siedlungen beigesetzt werden.
Ausgrabung Heidemurweg
Anlass und Dauer der Grabung
Diese geplante Notgrabung wurde durch ein bewilligtes Bauprojekt ausgelöst. Ein Einfamilienhaus soll fĂŒnf neuen EinfamilienhĂ€usern weichen, wovon vier nur teilweise unterkellert sind. Innerhalb der langgezogenen Parzellen werden deshalb lediglich die fĂŒnf mehr oder weniger grossen Baugruben archĂ€ologisch untersucht.
Abbruch des Hauses ab 23. MĂ€rz 2015, Grabung vom 13. April bis 11. September 2015; anschliessend baubegleitende Massnahmen.
Was erwartet uns?
Rund um die Ausgrabung fanden frĂŒher schon archĂ€ologische Untersuchungen statt, sodass wir eine Ahnung haben, was uns dieses Jahr erwarten wird.
Die vom Projekt tangierte FlĂ€che befindet sich unmittelbar sĂŒdlich des spĂ€tantiken (4.-5. Jahrhundert n. Chr.) Kastells, das in römischer Zeit Castrum Rauracense genannt wurde. Da sich die GrabungsflĂ€che im Vorfeld dieser bedeutenden Anlage befindet, muss auch mit Strukturen aus dieser Zeit gerechnet werden. Sicher ist, dass in der nördlichsten Baugrube der Wehrgraben zum Vorschein kommen wird. Möglich sind auch Siedlungsstrukturen ausserhalb der Befestigung.
Eine der wichtigsten Strassen von Augusta Raurica, die sogenannte Castrumstrasse, befindet sich westlich der GrabungsflĂ€che, etwa unter der heutigen Kastellstrasse. Sie fĂŒhrte ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. von der Oberstadt der Kolonie zu einer BrĂŒcke ĂŒber den Rhein. Es ist bekannt, dass entlang dieser Strasse HĂ€user, zum Teil sogar ansehnlich ausgestattet mit Wandmalereien und Bodenheizungen, standen. In der Regel verfĂŒgten diese HĂ€user ĂŒber Hinterhöfe, die unterschiedlich genutzt wurden (handwerkliche Einrichtungen, Garten, Kleinviehhaltung, Deponie, Latrinen, etc.). Der grösste Teil unserer fĂŒnf Baugruben befindet sich im Bereich dieser Hinterhöfe.
In den Ă€lteren Grabungen sind lediglich SteingebĂ€ude summarisch dokumentiert worden. Eine unserer Fragestellungen zielt darauf hin, dass wir Ă€ltere, in Holz und Fachwerk gebaute HĂ€user ausfindig machen können. Die sĂŒdlichste Baugrube sollte auf dem Trassee einer Querstrasse, der sogenannten Lunastrasse, liegen. Es wĂ€re interessant zu wissen, ob auch entlang dieser Strasse eine Randbebauung vorhanden ist. Und schliesslich erhoffen wir uns mit der Untersuchung des Kastellgrabens genauere zeitliche Angaben zur Errichtung des Kastells.

Grabungsbericht
Stand: 9. Juni 2015
Holzbauzeitliche Ăberbauung
Wie erwartet, wurden Befunde dokumentiert, die Ă€lter als die bisher bekannten SteingebĂ€ude sind. Besonders die Ăberreste von HĂ€usern in Holz und Fachwerk sind jedoch flĂŒchtig und nicht immer einfach zu erkennen. Diese HĂ€user wurden vor Neubauten in der Regel einplaniert und hinterlassen nur wenige Spuren. Ganz im SĂŒden der heutigen Parzelle wurden zwei solche GebĂ€udeteile erkannt: Die wohl Ă€ltere Einheit wurde teilweise in die geologische Schotterrippe eingetieft, teilweise auf Planie-Schichten errichtet. Solche Terrassierungen waren angesichts des GefĂ€lles in Richtung Rhein notwendig. Die jĂŒngere Haueinheit weist eine andere Orientierung auf. Ihre Balkenlager â Aufreihungen von grösseren Kalksteinen, die als Fundamente fĂŒr die FachwerkwĂ€nde dienten â waren stellenweise noch erhalten (Abb. 1). Eine Feuerstelle ist als einzige Einrichtung innerhalb des Raums dokumentiert worden (Abb. 2).
Etwa in der Mitte der heutigen Parzelle sind wir auf den Hinterhofbereich gestossen. Die antike Parzellengrenze, parallel zur Castrumstrasse verlaufend, ist durch eine Reihe von Pfosten markiert. Als ein wenig Ă€lter als dieser Zaun oder diese Palisade mĂŒssen zahlreichen Latrinengruben eingestuft werden (Abb. 3). Diese «Plumpsklos» standen in der Regel am Parzellenrand, möglichst weit von der Ăberbauung weg. Die grossen Gruben auf Abb. 3 sind als Latrinengruben benutzt worden. Die Zersetzung der FĂ€kalien scheidet Phosphat aus, was ĂŒber mehrere Jahrhunderte dann zu einer typischen GrĂŒnverfĂ€rbung der Sedimente fĂŒhrt. Die kleineren Löcher sind die letzten Reste eines Zauns oder einer Holzpalisade, welche die Parzellengrenze markierte.
Steinbauzeitliche Ăberbauung
Aus der Zeit in Stein errichteter HĂ€user sind bisher nur ganz wenige Befunde beobachtet worden. FĂŒr den Bau des abgerissen, modernen Hauses sind diese Schichten grösstenteils zerstört worden. An der Abbruchböschung konnten jedoch noch die letzten Reste einer Mauer der Randbebauung gefasst werden (Abb. 4). Weshalb ein grosser roter Sandsteinquader zwischen den beiden Mauern eingebaut war, ist unklar. Die Mauer im Vordergrund ist nur noch im Fundamentbereich erhalten. Diejenige in der Böschung ist hingegen aufgehend gemauert, bzw. sichtbar gewesen (Abb. 4).
Ganz im SĂŒden der heutigen Parzelle sind die archĂ€ologischen Schichten nicht mehr so gut erhalten, sodass bloss noch der letzte Rest eines Fundaments ĂŒbrig blieb. Auch dieses Fundament ist anders orientiert als die Lunastrasse, was zu einem Hinterfragen des genauen Verlaufs und zu ihrer Chronologie fĂŒhrt; diese Strasse liegt jedoch knapp ausserhalb der GrabungsflĂ€che.
Die zeitliche Einordnung eines Neonatengrabs ist noch ungewiss (Abb. 5). Der SĂ€ugling könnte durchaus auch im Hofbereich der holzbauzeitlichen Ăberbauung bestattet worden sein.
Die Kastellzeit
Bisher sind keine Strukturen aus der SpĂ€tantike beobachtet worden; einzige Ausnahme ist der Kastellgraben. Wir haben mit dem Bagger einen Sondierschnitt gelegt, um den Aufbau und vor allem die SchichtmĂ€chtigkeit zu kennen. Wir haben zwar erst einen kleinen Einblick, aber es scheint, dass der Graben sich in Richtung des SĂŒdtors (siehe Bodenmarkierung) verjĂŒngt. Der zuerst wannenförmige Graben wurde allem Anschein nach zu einem spĂ€teren Zeitpunkt ein weiteres Mal V-förmig ausgehoben. Auf Abb. 6 unten rechts sind noch Reste von Ă€lteren Gruben vorhanden, was die «Lesbarkeit» dieses Profils erschwert.
Das Ende der Grabung
Die Ausgrabung am Heidemurweg 28 in Kaiseraugst wurde termingerecht fertiggestellt. Dies vor allem aufgrund der strengen PrioritÀtensetzung im Vorfeld der Ausgrabung.
Es konnte zwar nicht ĂŒberall bis auf den gewachsenen Boden gegraben werden, aber alle fĂŒr die Bebauung in diesem Gebiet relevanten Fragen konnten beantwortet werden.
Was waren die wichtigsten Erkenntnisse der Ausgrabung und gab es besondere Funde?

Aufgrund der Tatsache, dass der Grabungsort schon von frĂŒheren Ausgrabungen bekannt war, konnte auch die Grabungssituation gut bestimmt werden. Viele Erwartungen, wie das Zutage treten eines Wehrgrabens und von Siedlungsstrukturen sowie die Funde von AlltagsgegenstĂ€nden wie Fibeln, Haarnadeln, Spielsteine, MĂŒnzen und Webgewichte, haben sich bestĂ€tigt.
Dennoch ist man wĂ€hrend der Ausgrabung auch auf Befunde gestossen, die vorher noch unbekannt waren. Zum einen wurde eine Strasse entdeckt, die parallel zum Kastell von Osten nach Westen verlĂ€uft und zum anderen hat man, ebenfalls parallel zum Kastellgraben, noch einige, wesentlich Ă€ltere GrĂ€ben entdeckt, die nichts mit dem eigentlichen Kastellgraben zu tun haben. Solche hatte man bereits wĂ€hrend der Grabung sĂŒdlich entlang der sogenannten Castrumsstrasse gefunden.
Die Ausgrabung brachte insgesamt interessante Befunde mit sich. Ein grosses Plus ist das Fundmaterial, das dank der sorgfÀltigen Arbeit unserer ArchÀologinnen und ArchÀologen geborgen werden konnte.
Nach der termingerechten Fertigstellung der Grabung stehen nun der Bau des Mehrfamilienhauses und, damit eingehend, fĂŒr unsere ArchĂ€ologinnen und ArchĂ€ologen die baubegleitenden Untersuchungen der LeitungsgrĂ€ben an.